Beschallung
Manchmal tritt der Chor zusammen mit einem Orchester mit hohem Schalldruckpegel auf. Gleichzeitig können laute Bühnenmonitore es erschweren, die Verständlichkeit der Stimme beizubehalten.
In anderen Fällen ist die Nachhallzeit des Veranstaltungsortes hoch. Der diffuse Klang macht es überall schwierig, PA-Lautsprecher von den Mikrofonen zu isolieren.
Selbst die Hintergrundgeräusche eines Veranstaltungsortes können problematisch sein. Lüftungsgeräusche können den Chor überdecken und vielleicht können sogar Luftströmungen Windgeräusche in den Mikrofonen hervorrufen.
Darüber hinaus ist manchmal auch einfach nicht die richtige Ausrüstung verfügbar. Dann musst Du die zweit- oder drittbeste Lösung hernehmen.
Für das optimale Klangerlebnis musst Du sowohl die Mikrofontechniken als auch das Lautsprechersystem kennen, um eine gesunde Grundlage sicherstellen zu können.
Anzahl der Mikrofone
Die Anzahl an Mikrofonen bei einer Chor-Konfiguration ist natürlich von der Größe des Chors abhängig. Sie ist aber auch eine Frage des gewünschten Verstärkungsmaßes.
Je näher das Mikrofon an der Klangquelle ist, umso weniger Verstärkung wird benötigt.
Betrachten wir im folgenden Beispiel einen zwölfköpfigen Chor. Diese Überlegungen sind theoretisch, veranschaulichen aber die Probleme gut. Die Idee hinter dieser Berechnung ist von einem Artikel inspiriert, der von Bruce Bartlett verfasst wurde (siehe Referenz unten). Wenn Du Dich mit den Berechnungen näher befassen möchtest, lies bitte den Anhang dieses Artikels (Anhang I, unten).
12 Sänger, 12 Nierenmikrofone: Die Referenz für die theoretische Berechnung ist ein Chor von 12 gleich lauten Sängern, jeder mit einem Nierenmikrofon, das on-axis im Abstand von 5 cm platziert wurde. Der "Chor-Ausgang" entspricht in dieser Situation der Referenz von
0 dB.
12 Sänger, sechs Nierenmikrofone: Zwei Sänger um jedes Nierenmikrofon in einem Abstand von 30 cm und in einem Winkel von 45°. Wir verlieren
17 dB des Chorsignals wenn wir ein Mikrofon für zwei Sänger verwenden im Vergleich zu einem pro Sänger. Der größte Teil davon ist auf den erhöhten Abstand zur Schallquelle zurückzuführen - von 5 auf 30 cm. Natürlich kann dieser Verlust reduziert werden, wenn die Sänger so nah wie physikalisch möglich an das Mikrofon herangehen.
12 Sänger, vier Nierenmikrofone: Drei Sänger um jedes Nierenmikrofon mit den äußeren Sängern in einem Winkel von 60° und einem Abstand von 50 cm. Der Sänger in der Mitte befindet sich on-axis und in einem Abstand von 67 cm. (Dieser Abstand wird gewählt, um den gleichen Mikrofonausgangspegel bei allen drei Sängern zu erzeugen). Wir verlieren
22,5 dB des Chorsignals bei Verwendung eines Mikrofons für drei Sänger im Vergleich zu einem pro Sänger. Wieder lässt sich der Verlust reduzieren, wenn die Sänger die Köpfe eng zusammen stecken.
12 Sänger, drei Nierenmikrofone: Vier Sänger um jedes Nierenmikrofon mit den äußeren Sängern in einem Winkel von ±75° und einem Abstand von 60 cm. Die inneren Sänger liegen bei ±30° und einem Abstand von 80 cm. Wir verlieren
25,5 dB des Chorsignals bei Verwendung eines Mikrofons für vier Sänger im Vergleich zu einem pro Sänger. (Jetzt wird es wirklich schwierig, den Abstand von vier Personen um das Mikrofon herum zu reduzieren).
12 Sänger, zwei Nierenmikrofone: Sechs Sänger um jeweils ein Nierenmikrofon. Die äußeren Sänger befinden sich auf einem Winkel von ±90° und einem Abstand von 50 cm. Die nächsten beiden sind auf einem Winkel von ±60° und einem Abstand von 75 cm. Die inneren beiden befinden sich auf einem Winkel von ±30° und einem Abstand von 93 cm. Wir verlieren etwa
18 dB des Chorsignals bei Verwendung eines Mikrofons für sechs Sänger im Vergleich zu einem pro Sänger. Jetzt steht die Sängergruppe sehr eng beieinander. Bitte beachte, dass die Frontline-Sänger aufgrund der Signaldämpfung des Mikrofons auf 90° enger beieinanderstehen als die übrigen Sänger

Das bedeutet, dass wir eine Menge Signalverstärkung benötigen, um mit dem Output der Nahmikrofonierung jedes Sängers Schritt zu halten.
Der Vorteil der Bereitstellung eines Mikrofons pro Sänger ist, dass es unter fast allen Bedingungen funktioniert. Zwei Sänger mit einem Mikrofon kann funktionieren, insbesondere wenn sie nahe beieinander stehen. Mehr Sänger pro Mikrofon funktioniert jedoch nur, wenn das akustische Umfeld passt und die Lautsprecher in einiger Entfernung von den Sängern stehen und von ihnen weg weisen.
Verwendung von Supernieren-Gesangsmikrofonen
Beim Einsatz eines Supernieren-Gesangsmikrofons für mehrere Sänger gibt es ein paar Kleinigkeiten zu beachten. Zunächst einmal ist die seitliche Empfindlichkeit geringer. Wenn die Sänger also mehr als etwa ±45° von der Achse abweichen, sollten sie im Vergleich zu den oben angegebenen Zahlen etwas näher an das Mikrofon heran.
Des Weiteren ist der Nahbesprechungseffekt zu beachten; das Phänomen, dass der Bass angehoben wird, wenn man sich näher am Mikrofon befindet. Oder umgekehrt: je weiter man von einem Supernierenmikrofon entfernt steht, umso weniger Bass ist zu erwarten. Außerdem wird der Bass auch bei seitlichem Einsprechen reduziert. Der Bassverlust ist bei einer Superniere deutlicher als bei einer Niere. Das fällt insbesondere bei männlichen Sängern auf.
Anzahl der Mikrofone: Overhead-Chormikrofone
Die Verwendung von Overhead-Mikrofonen hat den Vorteil, dass sie entweder
von der Decke abgehängt werden können - oder auf einem Stativ, das das
Mikrofon weit über Kopfhöhe vor den Sängern platziert und auf die hinteren Sänger ausgerichtet ist.
Die Aufgabe ist nun - am Ende des Mixes - alle Sänger gleich laut zu bekommen. Wenn das Mikrofon sehr nah an einigen Sängern steht und sehr weit weg von anderen, wird der Chor sehr dünn klingen. Es werden nur ein paar einzelne Stimmen gehört und ein homogenes Klangbild stellt sich nicht ein.
Gute Supernierenmikrofone weisen eine seitliche Dämpfung von etwa 3 dB bei 60° auf. Mit Ausrichtung auf die hinterste Reihe ist es so möglich, eine gleichmäßige Abdeckung von vorne bis hinten zu erhalten.
Der Abstandsfaktor einer Aufnahme bei 60° im Vergleich mit der Aufnahme auf der Achse ist etwa 1,4. Das bedeutet: ein auf der Achse positionierte Sänger kann etwa 1,4-mal weiter entfernt sein als ein Sänger, der auf 60° positioniert ist (z.B. unter dem Mikrofon).
Diese Technik kann bei allen Chören unabhängig von ihrer Größe angewendet werden - seien es nun zwei, drei oder vier Reihen an Sängern:
1 Richte das Mikrofon auf die letzte Reihe aus
2 Der Winkel zwischen Achse und erster Reihe sollte 60° betragen.
3 Sänger in der letzten Reihe sollten 1,4-mal so weit entfernt stehen wie die erste Reihe.

Horizontale Verteilung der Mikrofone
Die horizontale Verteilung der Mikrofone ist abhängig von dem Abstand zur letzten Reihe. Üblicherweise sollte der Abstand der Mikrofone zueinander nach der 3:1-Regel (oder der 4,5:1-Regel) bestimmt werden (siehe unten).
Natürlich ist dies abhängig von der Richtchakakteristik der Mikrofone. Hochgradig gerichtete Mikrofone können wahlweise weiter entfernt zu den Sängern oder näher beieinander aufgebaut werden, im Vergleich zu weniger eng gerichteten Mikrofonen. Supernierenmikrofone (oder gar Shotgun-Mikrofone) haben einen sehr schmalen Aufnahmewinkel und damit eine höhere Richtwirkung. Nieren (und breite Nieren) haben einen weiteren Aufnahmewinkel und damit eine geringere Richtwirkung.
Die 3:1-Regel
Nach dieser Regel wird die Klangfärbung aufgrund von Phasenauslöschungen (Kammfiltereffekte) minimiert. So kann diese Regel befolgt werden:
Beim gleichzeitigen Einsatz mehrerer Mikrofone wird die gleiche Schallquelle oftmals von mehr als nur einem Mikrofon aufgenommen.
In diesem Fall kommt der Abstand vom Schallquelle und Mikrofon ins Spiel. Die Regel besagt, dass ein benachbartes Mikrofon mindestens drei Mal so weit entfernt sein soll (vorausgesetzt, Empfindlichkeit und Verstärkung der Mikrofone sind identisch).
Warum drei Mal? Eine Verdreifachung des Abstands zu einer Punktschallquelle ergibt eine Pegelreduktion von 10 dB, wenn diese von einem omnidirektionalen Mikrofon (20*log (1/3) ≈ -10 dB) erfasst wird.
In einem Beschallungsumfeld ist eine Reduktion von 10 dB ausreichend, da der Sound teilweise von anderen Sounds überdeckt wird. In einer Aufnahmesituation kann es sinnvoll sein, die Mikrofone etwas weiter auseinander zu stellen.
Wenn die Richtwirkung der Sänger und der Mikrofone berücksichtigt wird, liegt die Pegelabsenkung streng genommen über 10 dB.
Wenn jedoch mehr als zwei Mikrofone in äquidistanter Anordnung stehen, sollte der Abstandsfaktor zwischen Quelle und benachbartem Mikrofon theoretisch 4,5:1 betragen (wieder gleiche Empfindlichkeit und Verstärkung bei allen Mikrofonen vorausgesetzt).
In der Praxis bedeutet dies - unter Berücksichtigung der Verwendung von Nieren- oder Supernierenmikrofonen -, dass benachbarte Richtmikrofone mindestens den dreifachen Abstand haben sollten oder sogar ein wenig mehr.
Zurück zu dem oben angeführten Chorbeispielen. Wenn der Abstand zur hinteren Reihe 1,4 m beträgt, sollte der Abstand der Nieren- / Supernierenmikrofonen mindestens 4,2 m betragen.
Wenn der Abstand zur hinteren Reihe 1,1 m beträgt, sollte der Abstand der Mikrofone mindestens 3,3 m betragen.
Die Abstandskurven sind in der unteren Grafik dargestellt:


Signaldämpfung vom Nachbarmikrofon (NM), wahlweise eins oder zwei - als Funktion des Abstandsfaktors. Hinweis: Der Abstandsfaktor hat keine Maßeinheit, lässt sich also auf cm, m, Zoll, Fuß, usw. anwenden.
Beispiel 1:
Omnidirektionales Mikrofon - ein Nachbarmikrofon
Abstandsfaktor: Drei (das benachbarte Mikrofon ist dreimal so weit entfernt wie der Abstand zum primären Mikrofon, bspw. 30 cm und 90 cm).
Die 1NM-Kurve im Diagramm für Kugelcharakteristik: sie kreuzt die Y-Achse bei -10 dB, was bedeutet, dass das Signal der Nachbarmikrofone um 10 dB abgeschwächt ist im Vergleich zum primären Mikrofon. Dieser Abstand ist in Ordnung, da wir mindestens eine Dämpfung von 10 dB erreichen wollen.
Beispiel 2:
Supernierenmikrofon - zwei Nachbarmikrofone
Abstandsfaktor: Vier (die beiden Nachbarmikrofone jeweils vier Mal weiter entfernt als das primäre Mikrofon, bspw. 30 cm und 120 cm).
Die 2NM-Kurve im Diagramm für Supernierencharakteristik: sie kreuzt die Y-Achse bei etwa -17,5 dB, was bedeutet, dass das Signal der Nachbarmikrofone um 17,5 dB abgeschwächt ist im Vergleich zum primären Mikrofon. Dieser Abstand ist in Ordnung, da wir mindestens eine Dämpfung von 10 dB erreichen wollen.
Panning zur PA
Bei der Arbeit mit einem Links-Rechts-Beschallungssystem kann die Trennung mehrerer Mikrofone eines Chors unter anderem durch Panning verbessert werden. Wenn der Hauptanliegen ist, eine möglichst hohe Verstärkung vor Rückkopplung zu erzielen, ist es vorteilhaft, jedes zweite Mikrofon zur einen Seite und umgekehrt die übrigen zur anderen Seite zu pannen. Dies kann zu einer Verbesserung von einigen dB führen.
Verstärkung und Induktions- / Hörschleifen
In Kirchen, Theatern und anderen Örtlichkeiten, an denen sich Menschen versammeln, ist häufig eine Induktionsschleife - auch als Hörschleife bekannt - installiert. Der Zweck dieses Systems ist die Bereitstellung eines Feeds für Benutzer von Hörgeräten. Das Magnetfeld wird durch den von den Mikrofonen aufgenommenen Schall moduliert. Das Problem daran ist, dass dieses Magnetfeld von dynamischen Mikrofonen aufgenommen werden kann, wenn keine Rauschspule installiert ist. Systeme, die ausschließlich Kondensatormikrofone verwenden, können aber ebenfalls problematisch sein - nicht wegen der Mikrofone, sondern aufgrund der Verkabelung. Oft verläuft die Schleife vor der Chorbühne. Kabel sollten auf Abstand gehalten werden, um nicht Einstreuungen vom Loop einzufangen. Wenn ein Signal einstreut, wird das System koppeln. Und das besondere daran ist, dass es sogar dann koppeln kann, wenn die Lautsprecher heruntergeregelt sind. Verwende also Kondensatormikrofone und halte die Kabel von den Hörschleifen fern.
Aufnahme
Bei der Aufnahme muss die Verstärkung vor Rückkopplung nicht mehr berücksichtigt werden. Es geht vielmehr darum, das richtige Gleichgewicht zwischen Sängern und der natürlichen Akustik des Veranstaltungsortes einzufangen; die Rauminformationen zu interpretieren und abzubilden. Manchmal kann dies eine Frage des Ortes sein, besonders bei kleinen Chören. Bei großen Chören verschmelzen die Stimmen oft zusammen.
Stereo-Aufbau
Wenn die Aufnahme für die Standard-Zweikanal-Stereowiedergabe vorgesehen ist, muss ein Grund-Setup wie AB, XY, ORTF oder eine andere naheliegende Konfiguration gewählt werden. (Siehe Artikel zu
Stereo-Recording mit zwei Mikrofonen in der Mic University (engl.).)
Sobald dies bestimmt ist, geht es darum, den richtigen Abstand von Chor und Mikrofonen festzulegen. Denke dran, dass Mikrofone keine Ohren sind, also bewerte Deine Klangeinstellungen (Verhältnis von Direkt- und Diffusschall) über Lautsprecher (wenn die Wiedergabe für Lautsprecher vorgesehen ist). Kopfhörer liefern weder den gleichen räumlichen Eindruck noch die richtige Klangbalance.
Wenn das Verhältnis von Direkt- und Diffusschall stimmt, wird der Abstand und / oder der Winkel zwischen den Mikrofonen anhand der Breite des Chores berechnet.
Panning von Mikrofonen
Eine andere Möglichkeit, einen Chor zu produzieren, besteht darin, mehrere Stützmikrofone mit einem Pan Pot in die Mischung zu setzen. Wenn der Chor sehr breit ist, ist dies oft der beste Ansatz, da die Mikrofone gleichmäßig vor dem Chor verteilt werden können. Beim Einsatz von vier Mikrofonen werden die jeweils links und rechts außen stehenden Mikrofone hart auf 100% ihrer zugeordneten Seite gepannt. Die inneren Mikrofone entsprechend im Bereich von 40-60%.